GALERIE DER ERINNERUNG
dokumentation

EntArteOpera

 
Gideon KleinErika PluharWerner Steinmetz

2015

verbotene klänge

EntArteOpera 2015
Projekt Wien 2015


THEMENSCHWERPUNKT Musik aus dem Ghetto-Lager Theresienstadt 1941-1945


Verbotene Klänge - Der Mensch
Kammerkonzert und Lesung
28.9. 19:30 - MuTh Wien


Sprecherin // Erika Pluhar
Klavier // Clemens Zeilinger
Ensemble // Oktavian Ensemble

Erika Pluhar liest jüdische Texte voller Poesie und Humor und umrahmt damit den Konzertabend. Zu den Werken des vom NS-Regime als "entartet" diffamierten Musikers Gideon Klein stellt der oberösterreichische Komponist Werner Steinmetz in seiner Komposition die Frage nach der menschlichen Natur.

Eine emotionale und facettenreiche Reise in die Tiefen der menschlichen Seele.


programm

Text "Zukunftsglaube" von Leo Strauss

Gideon Klein (1919-1945): "Divertimento" für Holzoktett
Prag 1939/1940

Text "Brief an mein Kind" von Ilse Weber

Gideon Klein (1919-1945): "Klaviersonate"
Theresienstadt 1943

Text "Die Ochsen" von Manfred Greiffenhagen
Text: "Irgendwo" von Walter Lindenbaum

Werner Steinmetz (*1959): "Der Mensch"
Komposition in fünf Teilen / 2014
1.gewissenhaft - 2.intro/extrovertiert - 3.verträglich - 4.offen - 5.neurotisch


gideon klein // divertimento für bläseroktett

Gideon Klein // Divertimento für Bläseroktett
1. Tempo di Marcia - 2.Allegretto scherzando - 3. Adagio - 4. Allegro

Während seines Kompositionsstudiums bei Alois Hába entstand Gideon Kleins "Divertimento" für Bläseroktett, das als Schlüsselwerk seines Schaffens gilt und die politischen Erlebnisse der Zeit verarbeitet - der unterhaltsame Duktus eines klassischen "Divertimentos" verwandelt sich hier in sein Gegenteil. Der erste Satz ist ein greller, grotesker Marsch im 5/4-Takt. Im Allegretto scherzando entfalten sich geschwätzige Motive zwanglos über einem immer wieder unterbrochenen Ostinato der Fagotte. Das wunderschöne Variationsthema des Adagios entnahm Klein aus Janáceks "Tagebuch eines Verschollenen". Das Thema wandert im Verlaufe der stark kontrastierenden Variationen durch die Stimmen, während die Kontrapunkte zunehmend wilder und freier werden. Lediglich das Finale bekennt sich in seiner zwar kontrapunktisch verfremdeten, aber dennoch volkstümlichen Melodik zum Divertimento-Geist.


gideon klein // klaviersonate

Gideon Klein // Klaviersonate
1. Allegro con fuoco - 2. Adagio - 3. Allegro vivace

Die Sonate, 1943 in Theresienstadt entstanden, wurde dort nie gespielt. Stilistisch ist das Werk dem Expressionismus der Zweiten Wiener Schule verhaftet, unter Bewahrung des formal-traditionellen Sonatenprinzips. Dem motivisch zerklüfteten ersten Satz, in dem ganze Abschnitte notengetreu transponiert wiederholt werden, folgt ein impressionistisches Adagio, dessen weitgespannte Melodie mit ihrem exponierten Höhepunkt von rezitativischen Abschnitten durchbrochen ist. Der lebhafte Schlusssatz mit seinem grotesken Ausdruck, mit den fragmentarisch volkstümlichen Tanzszenen und kapriziösen Trillern ist vom Typ her eher ein Scherzo, wodurch der gesamte Sonatenzyklus unabgeschlossen scheint. In der Tat weist Kleins Theresienstädter Notenbuch noch wenige Takte eines vierten Satzes auf, den er jedoch nicht mehr vollenden sollte.


werner steinmetz // der mensch

Werner Steinmetz // Der Mensch
- eine musikalische Betrachtung
1.gewissenhaft - 2.intro/extrovertiert - 3.verträglich - 4.offen - 5.neurotisch

Dieser Komposition liegen die Big Five - es handelt sich dabei um ein Modell der Persönlichkeitspsychologie - die fünf Hauptdimensionen der menschlichen Person, der menschlichen Psyche zu Grunde. Da sich jede Kunst direkt oder indirekt immer mit den Menschen, dem Künstler und seiner Umwelt beschäftigt, war es mir ein Anliegen, direkt auf dieses Thema zu zugehen. Bezugnehmend habe ich auch die Satzbezeichnungen gewählt: 1.gewissenhaft - 2.intro/extrovertiert - 3.verträglich - 4.offen - 5.neurotisch; Die UA fand am 25.1.2014 beim Klavier Minifestival im Brucknerhaus Linz mit den heutigen Ausführenden statt.
Werner Steinmetz


erika pluhar

Erika Pluhar Erika Pluhar studierte am Max-Reinhardt-Seminar in Wien Schauspiel und war seit ihrem 20. Lebensjahr bis 1999 ständiges Mitglied des Wiener Burgtheaters. Sie wurde später durch Film und Fernsehen im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. Ihre Laufbahn als Sängerin setzte während der Ehe mit André Heller ein. Allmählich ging sie dazu über, die Texte ihrer Lieder selbst zu schreiben. Dies ging Hand in Hand mit ihrer sich immer intensiver entwickelnden belletristischen schreibenden Arbeit, die zu mehreren Veröffentlichungen führte. Heute sind ihre eigenen Liedtexte nahezu Voraussetzung ihrer musikalischen Bühnen- und Tonträgerarbeit geworden. Die Schauspielerin Erika Pluhar wurde mehr und mehr zur Autorin.
Homepage: www.erikapluhar.net


clemens zeilinger

Clemens Zeilinger Clemens Zeilinger, in Wien geboren, studierte zunächst am Brucknerkonservatorium Linz, später an der Universität für Musik Wien. Konzerte führten ihn durch ganz Europa, in die USA, nach Japan, Korea, Marokko, in den Iran und in den Oman. Als Solist arbeitete er mit vielen renommierten Orchestern zusammen, darunter das Niederösterreichische Tonkünstler Orchester, das Brucknerorchester Linz, das Mozarteum Orchester Salzburg, The Orchestra of the Royal Academy London, die Zagreber Philharmoniker und die Südböhmische Philharmonie. Einen großen Teil seiner künstlerischen Tätigkeit widmet der Pianist der Kammermusik und der Liedbegleitung. Clemens Zeilinger unterrichtet an der Universität für Musik in Wien und an der Anton-Bruckner-Universität Linz. 2011 und 2012 war er "Artist in Residence" des Brucknerhauses Linz. Homepage: www.clemenszeilinger.com


octavian ensemble

Octavian Ensemble 2005 von den führenden Holzbläsern des Bruckner Orchesters Linz gegründet, hat sich das Oktavian Ensemble der klassischen, wie auch der modernen Literatur dieser Besetzung verschrieben.
Mitglieder: Franz Scherzer / erste Oboe, Martine Kleinecke / zweite Oboe, Prof. Günther Gradischnig / erste Klarinette, Gernot Fresacher / zweite Klarinette, Johannes Platzer / erstes Fagott, Clemens Wöss / zweites Fagott, Robert Schnepps / erstes Horn, Walter Paunzenberger / zweites Horn;

Homepage: www.oktavian.at


werner steinmetz

Werner Steinmetz Werner Steinmetz wurde in Kirchschlag geboren. Er studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz. Seit 1983 ist er Mitglied des Brucknerorchesters Linz. Seit mehr als zwei Jahrzehnten als Komponist aktiv, steht für Werner Steinmetz eine sinnvolle gegenseitige Stimulation durch seine Tätigkeit als ausübender Musiker und Dirigent außer Frage. Mit diesem vielfältig-kreativen Zugang zur Musik steht er in der besten Tradition der Musikgeschichte. Aufführungen der Werke u. a. im Wiener Musikverein, Wiener Konzerthaus, Brucknerhaus Linz, bei den Wiener Festwochen, Bregenzer Festspiele, Brucknerfest Linz, Klangbogen Wien, Donaufestival Krems, Musikfestival Grafenegg, sowie bei internationalen Festivals; Seine Kompostionen wurden mit zahlreiche Auszeichnungen geehrt.
Homepage: www.wernersteinmetz.com/cms/


gideon klein

Gideon Klein Gideon Klein wurde 1919 im mährischen Prerov geboren. 1931 ging er nach Prag und besuchte dort das Konservatorium, danach die Meisterklasse für Klavier von Vilém Kurz. Mit der Besetzung der Tschechoslowakei endeten seine weiteren Studien insbesondere auch sein Kompositionsstudium bei Alois Hába. In dieser Zeit entstand das "Divertimento" für Bläseroktett, das als Schlüsselwerk gilt und die politischen Erlebnisse und künstlerischen Einflüsse der Zeit verarbeitet. Im Dezember 1941 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert. Bald war er zusammen mit den Komponisten Hans Krása, Viktor Ullmann und Pavel Haas eine der wichtigsten Personen im anfangs verbotenen und nachher zu Propagandazwecken missbrauchten Kulturleben des Lagerghettos. Im Oktober 1944 wurde er in das KZ Auschwitz und von dort in das Außenlager Fürstengrube deportiert. In den Kohlengruben kam er kurz vor der Befreiung unter ungeklärten Umständen ums Leben.